Die 12 Sinne, Sehen
Monatsbeitrag Juli 2020: 12 Sinne des Menschen: Der Sehsinn
Sehsinn
Sehen, Schauen, Beobachten
Bis hierher haben wir uns nur mit Sinnen der körperlich-materiellen Ebene befasst. Tastsinn, Geschmackssinn und Geruchssinn haben die Beziehung zur Außenwelt hergestellt, eine Art nonverbale Kommunikation mit der Umwelt. Lebenssinn, Gleichgewichtssinn und Bewegungssinn bezogen sich auf das Erleben des körpereigenen Seins. Es ist erstaunlich, dass wir sechs von zwölf Sinnen benötigen, um diesen körperlich-materiellen Bereich zu organisieren. Vielleicht liegt es an der „trägen Masse“, der Grobstofflichkeit, dass wir sechs Sinne benötigen. Leichter ist es schon in der feinstofflicheren Welt der geistig-energetischen Ebene, zu der wir jetzt überwechseln.
Der Sehsinn ist ein erstes wunderschönes Beispiel für die geistig-energetische Ebene, denn es geht hier um Energie und Geist. Das Wort Geist kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet soviel wie Erregung. Geist ist also energiegeladen. Unser Sehsinn verarbeitet Energie, nämlich elektromagnetische Wellen. Wie das geschieht beschreibt der nächste Abschnitt über das Organ des Sehsinns.
Das Organ des Sehsinns
Beim Sehsinn handelt es sich um ein komplexes visuelles Wahrnehmungssystem, das „Visuelle System“. Es umfasst das Auge mit der Netzhaut, den Sehnerv, Teile des Thalamus und des Hirnstamms und die Sehrinde. Die Wahrnehmung von Lichtreizen erfolgt im Bereich des sichtbaren Lichts, also im Farbspektrum des Regenbogens von rot bis violett. Das Licht, das durch das Auge auf die Netzhaut trifft, regt dort befindliche Fotorezeptoren an, lichtempfindliche Nervenzellen, die schon zu den Neuronen des Gehirns gehören. Diese Nervenimpulse werden über den Sehnerv ins Sehrzentrum des Gehirns geleitet. Dort werden die Impulse zu einem Bild verarbeitet, dass uns dann bewusst wird. Interessant daran ist, dass wir genau betrachtet immer Bilder der „Vergangenheit“ sehen, da der „Zeitfaktor“ der Bildbearbeitung vom Eintreffen des Lichtreizes bis zum bewussten Wahrnehmen des Bildes eine kurze Zeit in Anspruch nimmt. In der sogenannten „Schrecksekunde“ spiegelt sich das wider.
Kurz gesagt, der Sehsinn nimmt über die Augen die elektromagnetischen Schwingungen des Lichts auf und der Geist verarbeitet die aufgenommene Information zu einem Bild.
Augen tasten
Ähnlich wie der Tastsinn im Körperlichen tastet der Sehsinn die Oberfläche eines Objektes ab, er dringt nicht in die Tiefe ein. Während der Tastsinn die Oberfläche erfühlt, nimmt der Sehsinn die Lichtreize des Objektes auf, meist ein Gemisch von verschiedenen Farben und Strukturen, die die Signale von beiden Augen zu einem räumlichen Bild zusammensetzen.
Ebenso, wie es einen Zusammenhang des Sehsinns und dem Tastsinn gibt, bestehen auch Zusammenhänge zu anderen Sinnen, z.B. zum Wärmesinn, wenn wir Farben als warm oder kalt empfinden oder mit Geschmacks- und Geruchssinn bei „süßen“ oder „schmutzigen“ Farben. Der Lebenssinn kommt ins Spiel, wenn wir es angenehmen finden, was wir sehen. Farben an sich beeinflussen unsere Stimmung in unterschiedlicher Weise.
Der Sehsinn ist ein allumfassender Sinn, er ist ebenso wichtig für unser Gleichgewicht und unsere Bewegung. Wem beim Tanzen eines Wiener Walzers schon einmal schwindelig geworden ist, weiß nicht, wie der Sehsinn auf zwei Punkte im Raum fixiert werden muss, dass dies nicht passiert.
Das Auge sieht immer
Genauso, wie wir es nicht verhindern können, dass wir ständig kommunizieren, können wir auch nicht verhindern, dass wir immer sehen. Natürlich, wenn wir die Augen schließen, schalten wir die Außenwelt ab. Wie wir beim Schließen des Mundes weiterhin einen gewissen Geschmack im Mund haben, ist zwar beim Schließen der Augen die Außenwelt abgeschaltet, was aber nicht bedeutet, dass wir nichts mehr sehen.
Selbst in der völligen Dunkelheit sehen wir, nämlich Dunkelheit, wir können nur nichts unterscheiden wie bei Helligkeit. In einem einwöchigen Dunkelretreat habe ich sieben Tage in völliger Dunkelheit gelebt und habe vieles gesehen bis hin zu einer überwältigenden Lichterfahrung. In dieser Zeit konnte ich auch die Fähigkeit der Imagination verfeinern.
Unser Auge, ein „Spiegel der Seele“
Wie hieß es in dem Kultfilm Casablanca. „Ich schau dir in die Augen, Kleines!“ oder im Film Avatar: „Ich sehe dich!“ Mit unseren Augen begegnen wir uns von Seele zu Seele. Auch hier gibt es warme empathische Blicke aber auch Blicke, die „töten“ können. Der Augenkontakt ist auch eine Form der nonverbalen Kommunikation.
Mit einer Klientin hatte ich eine Übung durchgeführt, bei der wir uns gegenüber saßen und uns die gesamte Zeit nur in die Augen sahen. Nach einer Weile merkte ich, dass sie mir zwar in die Augen sah, ich aber das Gefühl hatte, dass sie etwas anderes sah. Sie berichtete mir danach, dass sich mein Gesicht ständig verändert hatte und sie einen ganzen Film sah fast wie in einem luziden Traum. Das, was sie gesehen hatte, hatte mit unserer Arbeit zu tun und deckte vieles auf, was noch unklar war.
Getäuschtes Auge
Immer können wir allerdings unseren Augen nicht trauen wie bei optischen Täuschungen, Kippfiguren und Vexierbildern. Eine der bekanntesten Kippfiguren ist die Vase des dänischen Psychologen Edgar Rubin, bei der wir entweder eine Vase sehen oder zwei Gesichter, die sich anschauen
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Was sieht ein Förster, wenn er durch den Wald geht? Bäume!
Was sieht ein Tischler? Bretter!
Was sieht ein Ornithologe? Vögel!
Was sieht ein Virologe? …………
…. und genauso machen wir das, wir betrachten eine Pandemie wie durch einen Panzerschlitz. Lösungen bestehen aber niemals aus einem Winkel, Lösungen kommen aus der Ganzheit.
Was sieht ein Huamneutiker, wenn er durch den Wald geht? Das Ganze!