Was ist Humaneutik
HUMANEUTIK? Was ist das?
Wer das Wort Humaneutik® zum ersten Mal hört, hat möglicherweise zwei Assoziationen dazu, Humanismus und Hermeneutik. Das liegt nahe, denn Humaneutik hat mit beiden meist philosophischen Themen zu tun.
Der Humanismus will die Menschen zu einer besseren Existenzform führen. Dies soll erreicht werden durch verfeinern der Menschlichkeit und höhere Bildung, um die Gesellschaft auf eine höhere Stufe des Bewusstseins anzuheben.
* humanus (lat.) = menschlich, freundlich, gebildet
* humanitas (lat.) = Menschentum, Menschlichkeit, höhere Bildung
Die Hermeneutik will das Verstehen von Texten und Symbolen fördern, aber nicht nur Texte, sondern sie möchte den Sinn hinter allen menschlichen Schöpfungen erschließen.
* hermeneuein (gr.) = erklären, auslegen
Die Humaneutik verbindet Humanismus und Hermeneutik und geht sogar darüber hinaus.
Während sich der Humanismus im Wesentlichen auf die griechische und römische Geisteswelt bezieht, verbindet die Humaneutik das Wissen und die Weisheit des Westens (Okzident) mit dem Wissen und der Weisheit des Ostens (Orient).
Das allein lässt sich schon aus dem Wort Humaneutik ableiten. Während der Humanismus sich hauptsächlich mit dem Menschen befasst und im Neuhumanismus einen Bezug zu einem ‚Gott’ ganz ausschließt, ist in der ersten Silbe HU bereits ein Bezug zu ‚Gott’ aufgezeigt. HU ist im Sufismus der höchste Name Gottes und wird weltweit als höchstes Mantra gesungen.
Es ist erstaunlich, dass im Humanismus bisher Gott immer wieder ausgeklammert wurde, denn was ist der Mensch ohne Gott? Einigen wir uns hier zunächst auf diesen GOTT-Begriff, denn dieser ist wohl der Bekannteste. Gemeint ist natürlich eine höhere Instanz, die weder zu erfassen noch ausreichend zu beschreiben ist, obwohl es immer wieder versucht wurde und wird. Nicht umsonst heißt es auch im 2. christlichen Gebot, dass wir uns kein Bildnis von Gott machen sollen, oder in der authentischen Aussage von de Forêt:
Es gibt kein Bild, das deinem Schöpfer gerecht wird, denn sein Geist ist in allem, was ist!
Insofern war der Philologe Werner Jaeger, der Begründer des Dritten Humanismus – nach dem Renaissance-Humanismus und dem Neuhumanismus – diesem Geist in allem sehr nahe, indem er den griechischen Ansatz, das Einzelne als Teil des Ganzen zu sehen, verwendete, wobei das höchste Kunstwerk, das es zu bilden gelte, der Mensch sei.
Damit kommen wir zur zweiten Silbe der Humaneutik – MAN oder mankind, also der Mensch oder die Menschheit. Human zeigt also eine deutlich untrennbare Verbindung von Gott und dem Menschen auf, die im bisherigen Humanismus immer wieder auf Kosten von Bildung und Gesellschaft gelöst wurde.
Das EU in Humaneutik beschreibt das Gute und die Richtigkeit hinter diesem Begriff, während die Endung TIK aussagt, dass es in diesem Falle eine Gesamtheit vieler Möglichkeiten des Wissens und der Weisheit gibt, die zum Erreichen des Zieles der Humaneutik beitragen. Zusammengefasst lässt sich Humaneutik also beschreiben als:
Lehre vom guten und richtigen Umgang mit sich selbst und der Menschen untereinander.
Zum Erreichen dieses Zieles fordert uns die Humaneutik auf, uns zunächst auf das Wissen und Erlernen von Methoden und Techniken zu konzentrieren um anschließend dahinter die Weisheit zu erkennen.
Ein einfaches Beispiel aus den Budo-Kampftechniken:
Die Ausbildung zum Judoka beginnt mit den Schülergraden vom 6. bis zum 1. Kyu-Grad. Der Schritt zum Meister ist der 1. Dan-Grad. Bis zu diesem Punkt der Vorschulung ist die Vollendung der bisher erlernten Techniken der einzige Maßstab, den der jeweilige Lehrer ansetzt.
Der 1. Dan, der erste Meistergrad, ist aber erst der Beginn seines Weges zum eigentlichen Sinn auf dem Weg zur hohen Kunst der Meisterschaft. Der Meister des 1. Dan beginnt nun, den wahren Kern dieses Weges des Kampfsports zu suchen. Durch viele Siege und Niederlagen steigt er Stufe um Stufe in den Dan-Graden aufwärts, bis er mit dem 4. Dan der technische Experte geworden ist, der alle Techniken beherrscht. Er erkennt jetzt, dass dieser Weg kein Weg der Rekorde ist, sondern dass alle Übungen und Techniken eine Haltung der Geduld gegenüber sich selbst und anderen Menschen erfordert.
Der weitere Aufstieg nach dem 4. Dan sind geistige Meistergrade, mit denen er immer tiefer die Wahrheit und Weisheit hinter diesem Weg erkennt.
Dies ist ähnlich beim Humaneutiker. Nachdem er alle Methoden und Techniken gelernt hat und beherrscht, beginnt er dahinter zu schauen und erkennt deren tiefe Wahrheit und Weisheit. Dies ist der Schritt zum Ziel der Humaneutik, zu erkennen, was dem Besten des Ganzen dient, zu erkennen, was gut und richtig meint und wie alles im unermesslich Großen und Ganzen eingebettet ist.
Die Humaneutik fordert uns daher auf, ALLES zu betrachten und ein neues und moderneres Weltbild aufzuzeigen als die bisherigen. Nicht zuletzt haben wissenschaftliche Betrachtungen der letzten Jahrzehnte schon viele Aspekte für ein zeitgemäßes Weltbild geliefert, wodurch das bisherige Weltbild vieler Kirchen und Gruppierungen überholt ist. Interessant ist, dass viele neue Aspekte eigentlich schon in alten Weisheitslehren überliefert sind und nach wie vor ihre Gültigkeit behalten haben.
Zusammenfassend ließe sich die Humaneutik® auch als Weiterentwicklung des Dritten Humanismus sehen, vielleicht mit der Bezeichnung in Form einer IT-Nomenklatur: Humanismus 4.0.
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