East meets West, Okzident trifft Orient / 3

Monatsbeitrag März 2021:  Persönlichkeiten

Autor Peter W. Köhne
von Peter W. Köhne

 

 

 

 

Persönlichkeiten

Schubladen der Persönlichkeiten

Einer Freundin hatte ich vorgeschlagen, mit ihr einen Enneagrammtest zu machen. Sie lehnte ab: „Nein danke, ich will in keine Schublade eingeordnet werden.“ Gut, das war für mich in Ordnung. Ich fragte sie aber, welches Sternzeichen sie sei. Sie antwortete ohne zu überlegen; „Skorpion.“ „Weißt Du auch, welches Tierzeichen Du im chinesischen Horoskop bist?“ „Ja, Schlange.“ „Mit welchem Element?“ „Weiß nicht, ist das wichtig?“ „Schon, als Skorpion gehörst Du ja zum Element Wasser, im chinesischen Horoskop hängt das Element vom Geburtsjahr ab.“ „1953 bin ich geboren.“ „Danke, interessant, denn dieses Jahr hat auch das Element Wasser und Yin Energie, Du bist dort also eine Wasser-Schlange mit Yin Energie.“ Sie überlegte eine Weile und ich fragte sie: “Ist Dir etwas aufgefallen?“ „Was sollte mir aufgefallen sein?“ „Du willst zwar nicht in Schubladen gesteckt werden, hast mir aber schon vier genannt, in denen Du Dich befindest, Skorpion, Schlange, zweimal sogar Wasser und Yin.“ „Ach so, so habe ich das noch nie gesehen.

So geht es vielen Menschen, die meinen, sie ließen sich nicht einordnen. Allein, wenn wir die Polarität betrachten, haben wir schon immer mindestens zwei Schubladen, groß und klein, dick und dünn, jung und alt, arm und reich, krank und gesund, männlich und weiblich, wobei hier ja inzwischen die dritte dazu gekommen ist, divers.

Rassen als Persönlichkeiten

Das Thema einer ‚Rassenzugehörigkeit’ hat aktuell mächtig Fahrt aufgenommen, nicht zuletzt durch die Diskriminierung der schwarzen/farbigen Bevölkerungsgruppen in den USA, wodurch die transnationale Bewegung Black LIves Matter entstand. Hier in Europa scheint das weniger Gewicht zu haben und wird gerne unter der Decke gehalten. Aber es hat Tradition. Schon der griechische Philosoph Aristoteles vertrat die Ansicht, dass die weiße Rasse zum Herrschen, die andern zum Dienen auf der Welt seien. Der deutsche Philosoph Immanuel Kant stellte unter Anderem fest: „Dass Menschen in ihrer größten Vollkommenheit in der Rasse Weiße seien, die Gelben hätten schon ein geringeres Talent und die Neger seien noch weit tiefer.“ Vielleicht wäre zur Ehrenrettung Kants zu sagen, dass er vom heutigen Wissen über China und Afrika weit entfernt war. Die Genforschung hat ganz klar beweisen können, dass die Gene aller Menschen in der Welt zu 99,9% übereinstimmen und es keine Unterschiede gibt, wie es früher bezogen auf äußerliche Merkmale wie Hautfarbe, Aussehen, Körperform oder Intelligenz und Charakter behauptet wurde.

Kasten und Stände als Persönlichkeiten

Kaste bedeutet auch nichts weiter als ‚Rasse’. Kasten gehören im Wesentlichen zum indischen Kulturkreis und beschreiben eine Einordnung und Abgrenzung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen. Unterschieden werden vier Hauptkasten, Varna genannt. Dazu gehören, in hierarchischer Reihenfolge als erste Kaste die Brahmanen, die Priester und geistige Elite. Die zweite Kaste sind die Kshatriyas, dazu gehören Adelige, Krieger und höhere Beamte. Die dritte Kaste, die Vaishyas, umfassen Kaufleute, Großgrundbesitzer und Großbauern. Zur vierten Kaste schließlich, den Shudras, gehören Handwerker, Kleinbauern und Tagelöhner.

Die vier Varnas unterteilen sich noch in viele hundert Untergruppen, bei denen die Herkunft eine wichtige Rolle spielt, ähnlich den Ständen in Europa. Ein weiteres Kriterium der Unterscheidung ist die Reinheit, reine oder unreine Bevölkerungsgruppen. Zur letzteren zählen die Unberührbaren, die Dalit. Sie sind eine diskriminierte Gruppe der Nachfahren der indigenen Urvölker Indiens. Streng hinduistisch gesehen, gehören auch Muslime, Buddhisten und Christen quasi als ‚Ungläubige’ zu den Unberührbaren.

Aber auch in Europa gab es eine ähnliche Aufteilung wie die Drei-Stände-Ordnung. Dabei gehörten zum ersten Stand die Geistlichen, zum zweiten Stand die Adeligen und zum dritten Stand die Bauern und freien Bürger. Diese wurden noch weiter nach Berufsstand, Ehestand und den Rechten unterschieden, die sie innehatten.

Die gleiche Basis für alle Persönlichkeiten

Die bisherige Betrachtung hat weltweit einen kleinen Überblick gegeben, wie Menschen eingeordnet, höher gestellt, ausgegrenzt und diskriminiert werden. Dies gilt in mehr oder minder starker Form sowohl im Westen als auch im Osten.

Gibt es denn eine Betrachtung, die für alle Menschen gilt und weder auf- noch abwertet? Schon seit der Antike ist die Temperamentenlehre bekannt, die auf Grundlage der Viersäfte-Lehre des Aristoteles beruht und von Galenos von Pergamon vier Temperamenten des Menschen zugeordnet wurde. Dies sind die heiteren, aktiven Sanguiniker, die schwerfälligen, passiven Phlegmatiker, die traurigen und nachdenklichen Melancholiker und die reizbaren und schnell erregbaren Choleriker.

Der Anthropologe Rolf. W. Schirm entwickelte 1977 eine Methode, mit der das Verhalten von Menschen ursächlich und vollständig erklärt werden kann. Sie geht von einer Drei-Teilung des Gehirns aus, dem Stammhirn, dem ältesten unsere drei Gehirne, dem Zwischenhirn (Limbisches System) und dem Großhirn, dem Cortex. Diese drei ‚Gehirne’ haben unterschiedliche Aufgaben, beim Stammhirn die Selbsterhaltung, beim Zwischenhirn die Selbstbehauptung und beim Großhirn die Selbstbestimmung. Die Verhaltensweisen sind beim Stammhirn gefühlsmäßig-instinktiv, beim Zwischenhirn emotional-impulsiv und beim Großhirn rational-kühl. Andere Betrachtungen sprechen auch von Kopf-, Herz- und Bauchtypen, wie wir noch sehen werden.

Mit der Biostruktur-Analyse wird ein Structogram** einer Person erstellt, aus dem die Verhaltensstruktur zu erkennen ist.

Kopf – Herz – und Bauchzentrum

Die wissenschaftliche Forschung der letzten Jahrzehnte hat gezeigt, dass alle Menschengruppen auch in anderer Form drei Gehirne haben, das ‚Kopf-Gehirn’ das ‚Herz-Gehirn’ und das ‚Bauch-Hirn’. Ich verwende diese Bezeichnungen, da ich sie so besser den Hauptzentren des Menschen zuordnen kann.

Kopf-Zentrum

Das Gehirn des Menschen (Kopf-Zentrum oder Kopf-Gehirn) ist ein hoch vernetztes neuronales Netzwerk. Allein die Großhirnrinde (Cortex) enthält ca. 16 Milliarden Neuronen. Das Gehirn erfasst sehr komplexe und hoch differenzierte Sinneswahrnehmungen und koordiniert daraus das Verhalten einer Person. Es ist ein Speicher für bewusste und unbewusste Informationen. Für die intuitiven, unbewussten Wahrnehmungen dient das Gehirn als eine Art Relaisstation, das die nicht polaren Informationen in eine polare Struktur umsetzt. Das Kopf-Hirn besteht aus Großhirn, Zwischenhirn, Kleinhirn und Hirnstamm. ,

Herz-Zentrum

Ein Gehirn mit dem Namen Herz-Gehirn ist noch wenig in dieser Form erfasst und erforscht. Es gibt aber Ansätze, dass dieses Nervengeflecht auch einen starken Einfluss und ein wichtige Aufgabe im Zusammenspiel aller Körperfunktionen hat. Schon der belgische Pharmakologe Jean-François Heymans  stellte bei seinen Forschungen am Herzen fest: In allen Teilen des Herzens findet sich ein „sehr reichliches, nicht zu verkennendes Nervengeflecht“.

Im Jahr 1991 führte der Pionier unter den Neurokardiologen, Dr. J. Andrew Armour,  den Begriff „Herz-Gehirn“ ein. Demnach besitzt das Herz ein unabhängiges und komplexes Nervensystem, das auch als „Gehirn im Herzen“ bezeichnet wird.

Doc Lew Childre und Howard Martin vom HeartMath Institute in USA, Begründer der Herzintelligenz-Methode fanden heraus, dass das Herz das stärkste elektromagnetische Feld im Körper erzeugt, 5000 x stärker als das des Kopf-Gehirns. Durch die Forschungen ergibt sich, dass der Erfolg des Einzelnen im Leben weit mehr davon abhängt, wie effektiv Emotionen gemanagt werden als von der intellektuellen Fähigkeit des Gehirns im Kopf.

Bauch-Zentrum

Das als Bauch-Gehirn bekannte enterische Nervensystem (ENS) ist ein komplexes Nervengeflecht mit ca. 100 Millionen Neuronen, das den gesamten Magen- /Darmtrakt durchzieht. Es kann völlig autonom arbeiten, unterliegt aber Einflüssen des vegetativen Nervensystems zur harmonischen Abstimmung mit dem Gesamtorganismus.

Einige Wissenschaftler vermuten, dass dem Informationsaustausch zwischen dem enterischen Nervensystem und dem Kopf-Gehirn auch eine Rolle bei den intuitiven Entscheidungen, den Entscheidungen ‚aus dem Bauch heraus’ zukommt.

Alle drei ‚Gehirne’ sind neuronal miteinander verbunden.

Enneagramm-Zentren

Die Typenlehre des Enneagramms geht von den drei Hauptzentren aus, Herz, Bauch und Kopf, die sich wiederum unterteilen in je drei Enneagrammtypen, daher der Name Enneagramm von griechisch Neun.

Hierbei sind die drei Zentren die Basis für die zugeordneten drei Typen und haben damit eine gemeinsame Struktur, die sich in den Typen verifiziert.

Herztypen

Bei den Herztypen geht es um zwischenmenschliche Beziehungen, Empathie, Gefühle, Anpassungsfähigkeit, Hilfsbereitschaft, Helfen, Offenheit. Zum Herz-Zentrum gehören die Typen Zwei, Drei und Vier.

Kopftypen

Bei den Kopftypen geht es um Orientierung, schnelles Erfassen und Verarbeiten von Informationen, Verarbeitung von Informationen aus Bauch – und Herz-Zentrum, Fähigkeit der Transformation in eine positive Betrachtung und Streben nach Sicherheit. Zum Kopfzentrum gehören die Typen Fünf, Sechs und Sieben.

Bauchtypen

Bei den Bauchtypen geht es um Handeln, Aktivität, Stärke, Entschlossenheit, Treffen von Entscheidungen, Erdung, Balance und Gerechtigkeit. Zum Bauch-Zentrum gehören die Typen Acht, Neun und Eins.

Die Betrachtung der drei Hauptzentren gilt für alle Menschen weltweit ohne Ausnahme!

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** Structogram® ist eine international eingetragene Marke des IBSA Institut für Biostruktur-Analysen AG, Luzern, Schweiz

1 Kommentar zu „East meets West, Okzident trifft Orient / 3

  1. „Können Sie mir bitte mal die Welt der Menschen erklären?“ fragte ich einen emeretierten Philosophen und er sagte spontan: „Könnte ich schon, hätten sie denn mal 10 Tage Zeit dafür?“ Dabei blieb es dann auch.
    Und nun das hier! Die Welt der Menschen umfassend und philantropisch in 5 Minuten so erklärt, dass ich es auch noch verstehen kann …
    Hiermit verleihe ich Dir PWK den Alternativen-Purlitzer-Preis.
    Danke