Die 12 Sinne, Gleichgewicht

Monatsbeitrag Mai 2020: 12 Sinne des Menschen: Der Gleichgewichtssinn

Gleichgewicht

Autor Peter W. Köhne
Von Peter W. Köhne

Gleichgewicht, das Spiel mit der Schwerkraft

Für uns Menschen ist unsere Situation in der Schwerkraft (im Vergleich zu den Vierbeinern) eine körperliche Herausforderung. Wir stehen auf zwei kleinen Flächen, den Füßen, und unser Schwerpunkt als Erwachsener ist sehr weit oben. Wir können uns nur durch ständiges leichtes Ausbalancieren im Gleichgewicht halten. Tausende von Rezeptoren (kleinen Sinnesorganen) in Haut, Muskeln, Sehnen, Faszien und Gelenken informieren unser Gehirn ständig darüber, wie und wo wir uns im Raum befinden. Durch die Informationen dieser Rezeptoren sowie vom Gleichgewichtsorgan im Innenohr kann das Gehirn durch Muskelaktivierungen unsere Haltung immer so ausrichten, dass wir uns in der Schwerkraft halten können, ohne umzufallen. Der ganze Vorgang läuft automatisch ab und ist gewöhnlich unserem Bewusstsein entzogen.

Die Körperachse

Das Bild des aufrecht stehenden Menschen drückt den Gleichgewichtssinn aus, Tiere stehen meistens auf vier Beinen und halten die Balance, Menschen stehen aufrecht und halten das Gleichgewicht. Was heißt aufrecht? Stellen wir uns einen Menschen vor wie einen Soldaten, aufrecht, Hände an die Hosennaht und Augen geradeaus. Betrachten wir nun von der Seite die Körperachse dieses Menschen von den Füßen bis zum Kopf. Sie beschreibt ein gerade Linie, die durch die wichtigen Gelenke des Körpers verläuft beginnend mit dem Knöchelgelenk, weiter durch das Kniegelenk, das Handgelenk, das Hüftgelenk,  den Oberschenkelkopf, das Ellbogengelenk, das Schultergelenk und weiter über das Kiefergelenk bis zum Gleichgewichtsorgan im Kopf. Dies ist die normale aufrechte Ausgangshaltung, bei der wir im Gleichgewicht sind. Durch das Spiel mit der Schwerkraft werden Abweichungen von dieser Achse meist unbewusst korrigiert.

Das Gleichgewichtsorgan

Das Gleichgewichtsorgan (Vestibularapparat) enthält drei Bogengänge, ein mit Endolymphe gefülltes Röhrensystem, deren Gänge nahezu senkrecht aufeinander stehen und die Richtung der drei Raumachsen erfassen. In den Bogengängen befinden sich feine Haarzellen, die Sinneszellen des Gleichgewichtsorgans, über die die Lage des Körpers im Raum  erfasst wird, ebenso aber auch die Stellung des Kopfes im Verhältnis zum Körper.

Der Standpunkt

Wo haben wir das beste Gleichgewicht? Wenn wir einen festen Boden unter den Füßen haben, hart und ruhend. Voraussetzung dabei ist das Schwerefeld der Erde. Auf dem Mond oder Mars sieht es schon wieder anders aus.

Unter Wasser fehlt der feste Untergrund und damit wird auch die Orientierung im Raum schwieriger. Der Gleichgewichtssinn stellt ähnlich dem Tastsinn eine Kommunikation mit der Außenwelt her. Im  Weltraum gibt es in diesem Sinne keine Außenwelt. Deswegen müsste bei längeren Raumfahrten eine künstliche Schwerkraft erzeugt werden, wie es immer wieder in entsprechenden Filmen gezeigt wird.

Der Standpunkt im Raum hat noch eine andere Funktion. Im Raum stehend füllen wir den Raum mit unserem Wesen aus, der Raum ist erfassbar. Anders ist es, wenn uns der Fixpunkt fehlt.

Schwindel und Höhenangst

Wer schon einmal Wiener Walzer getanzt hat, dem mag es nach einigen Drehungen schwindelig geworden sein, weil der Fixpunkt und damit der feste Standpunkt fehlte. Profitänzer vermeiden das, indem sie sich zwei Fixpunkte im Raum aussuchen, auf die sie sich fixieren, einen Punkt für die Tanzrichtung vorwärts und den zweiten für rückwärts. Wichtig dabei ist auch, dass die Tänzer immer in ihrer Körperachse bleiben. Speziell beim argentinischen Tango ist dies sehr wichtig, weil die Führung für die Folgende meist nur ein feiner Impuls ist.

Auf einem Schiff bei starkem Seegang gibt es zwar einen festen Boden unter den Füßen, nur bewegt sich dieser stark. Dazu kommt, dass die Augen auch keinen Fixpunkt haben, da der Horizont zu schwanken scheint. Hier entsteht der Konflikt zwischen festem und gleichzeitig schwankendem Boden, was durch den optischen Eindruck noch verstärkt wird und vielen Menschen auf den Magen schlägt, auch als Seekrankheit bekannt.

Bei der Höhenangst liegt das Problem darin, dass der Raum nach unten schlechter erfassbar ist und wir ihn nicht so schnell ausfüllen können, er uns quasi in eine Leere führt. Dies können wir abstellen, wenn wir uns mit dem Ende dieser ‚Leere’ vertraut machen, also herausfinden, was dort in der Tiefe zu sehen oder zu finden ist und wir damit unser Wesen bis ans Ende dieser ‚Leere’ ausdehnen können.

Die Psyche spielt mit

Natürlich kommen besonders bei der Höhenangst Ängste dazu, dass wir z.B. hinabstürzen könnten. Beim Standpunkt geht es auch um innere Ruhe und in der weiteren Betrachtung zu unserem Standpunkt, den wir im Leben einnehmen und der mit Aufrichtigkeit verbunden ist.  Das kann wiederum zu Schwindel führen, wenn wir uns über die tatsächliche Situation etwas vorschwindeln, uns also selbst belügen.

Bewegungssinn und Gleichgewichtssinn haben eine enge Verbindung

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3 Kommentare zu „Die 12 Sinne, Gleichgewicht

  1. Gleichgewicht ist das physisch oder psychisch bedingt? Ist das überhaupt auseinander zu halten?
    Oder entsteht Gleichgewicht auch dadurch, dass 2 Menschen eine Achse teilen?
    Oder entsteht Gleichgewicht durch Haltung? Einstellung?
    Oder entsteht es gar dadurch, dass der Mensch richtig sieht?
    Oder entsteht es durch ein gesundes System welches sich durch alle menschlichen Ebenen zieht?

    • Liebe Andrea,

      danke für die Punkte, die Du zum Thema Gleichgewicht aufgezählt hast. Natürlich lässt sich das Gleichgewicht nicht nur auf die körperliche Ebene beschränken. Alles in einer Ebene der drei Grundexistenzebenen von Körper, Geist und Seele hat auch in den anderen Ebenen seine Entsprechung. Dies beschreibt auch das hermetische Prinzip „wie oben so unten, wie unten so oben“.

      In unsrem polaren Universum gibt es keine zwei Dinge, die zu selben Zeit am selben Ort sein können, also auch nicht zwei Körperachsen. Aus dem Tango weißt Du, dass sich beide Tänzer in ihrer eigenen Körperachse befinden und dass dabei das Körperbewusstsein des Führenden jeden Teil beider Körper umfasst. So gibt ein federleichter Impuls des Führenden der Folgenden das Signal, was als nächster Schritt folgt. Er betritt damit zwar ihren persönlichen Raum, wobei aber beide in ihren eigenen Körperachsen bleiben.

      Ausnahme ist die seelisch-informationelle Ebene, sie ist außerhalb der Polarität und dort können zwei Seelen miteinander verschmelzen, also auch die Körperachsen, wenn wir es so nennen wollen.

  2. danke, im Umkehrschluss muss es also Leute geben, denen sehr schwindelig ist, denn die haben mich wohlwissend belogen! Das waren Menschen, die in narzistischer Weise Behauptungen in die Welt setzen, die diametral falsch sind. Einen habe ich angezeigt, Polizei hat die IP-Nummer ermittelt, er musste sich öffentlich entschuldigen, was hats gebracht – nur Energieverlust und Zwietracht. Wir sollten erkennen, wenn wir im großen Stil in Paradigma-Lügen verwickelt werden sollen (Corona)! Was ich meine gerne am Telefon.