Die 12 Sinne, Riechen
Monatsbeitrag März 2020: 12 Sinne des Menschen: Der Geruchssinn
Geruch und Riechen
Der Geruchssinn
Im Gegensatz zum Geschmackssinn sind wir mit dem Geruchssinn der Umwelt hoffnungslos ausgeliefert, wir müssen riechen, ob wir wollen oder nicht. Allein dadurch, dass wir atmen müssen, lässt es sich nicht verhindern, dass wir Duftstoffe in uns aufnehmen. Selbst wenn wir dir die Nase zuhalten, dringen immer noch geringste Mengen an Geruchsstoffen ein, außerdem sollten wir das Atmen nicht verhindern, sonst würden wir ersticken. Geschmackssinn und Geruchssinn haben eine enge Verbindung, wobei der Geruchssinn das Geschmacksempfinden steigert. Bei wem während eines Schnupfens die Nase verstopft war, hat sicher schon die Erfahrung gemacht, dass das Essen nicht so intensiv schmeckt, wie mit offener Nase. Menschen, deren Nasenschleimhäute geschädigt sind, müssen meist intensiver würzen, um die Nahrung zu schmecken.
10 000 verschiedene Gerüche
Beim Menschen ist allerdings der Geruchssinn relativ gering ausgebildet, wenn wir uns zum Beispiel mit Hunden vergleichen. Wir Menschen können ca. 10 000 verschiedene Gerüche unterscheiden, Schäferhunde dagegen 10 000 000, also tausendmal mehr Gerüche als wir Menschen. Bei Säugetieren in der freien Natur ist das lebenswichtig, um Nahrung zu finden und zu unterscheiden. Auch für das Sozialverhalten der Tiere untereinander ist diese Fähigkeit wesentlich. Durch die verstärkte Nutzung von Seh- und Hörsinn beim Menschen hat sich seine Riechfähigkeit jedoch weit zurückgebildet.
Gerüche können unser ganzes Wesen erfüllen, uns fast betäuben, dass wir uns in ihnen verlieren. Gerüche können aber auch schmerzen, wenn die Nasenschleimhaut dabei angegriffen wird. Als ich in der Ausbildung technische Zeichnungen erstellen musste, wurden diese Zeichnungen mit Hilfe einer Lichtpausmaschine vervielfältigt. Zum Fixieren benutzte man Ammoniak. Ich kannte das noch nicht und ein Ingenieur des technischen Büros sagte mir, ich solle einmal die Nase drüber halten, das sei gut gegen Schnupfen. Ich öffnete die Flasche und hielt die Nase darüber. Selbst ohne es einzuatmen stieg ein beißender Geruch in meine Nase, dass ich aufschrie, weil es sehr schmerzte. Ein Chemiker zeigte mir später, wie ich dies vermeiden hätte können, indem ich mir bei geöffneter Flasche mit einer Handbewegung den Geruch aus der Flasche hätte zufächeln können. Nun gut, ich hatte eine beißende Erfahrung gemacht.
Geruch und Sozialverhalten
Wie bei Tieren wird aber auch beim Menschen das Sozialverhalten durch Gerüche beeinflusst. Hier hilft uns wieder der Sprachgebrauch: „Den kann ich nicht riechen!“ sagen wir manchmal, wenn wir einen Menschen nicht ausstehen können. Das kann aber auch bedeuten, dass der Grund dafür tatsächlich sein Geruch ist. Wie bei Tieren spielen im menschlichen Sozialverhalten Pheromone eine Rolle. Das sind Botenstoffe, die wir nach außen abgeben und die bei anderen ganz bestimmte Reaktionen auslösen. Dies betrifft die sozialen Kontakte allgemein und speziell auch das Sexualverhalten und sowohl Sympathie als auch Antipathie.
Wenn wir uns an Gerüche erinnern, tun wir dies nicht durch den Geruch, sondern durch das Umfeld, in dem wir den Geruch kennen gelernt haben. Den Geruch allein können wir nicht abrufen. Ich könnte nicht sagen, wie der Geruch in der Wohnung meiner Eltern war, aber immer wenn ich zu ihnen kam und diesen typischen Geruch wahrnahm, wusste ich, dass ich zuhause bin. Diesen Effekt nutzen heute sogar Hotels und Hotelketten mit einem olfaktorischen Logo aus. Das ist eine Duft-Signatur, die typisch ist für diese Hotelkette. Gäste, die eines dieser Hotels betreten, riechen, dass sie in „Ihrem“ Hotel sind, auch eine Art des Gefühls „zuhause“ zu sein.
Über Gerüche und den Geruchssinn lässt sich ein dickes Buch schreiben. Mit dem Geruchssinn haben wir die ersten drei Sinne, die für die Kommunikation mit unserem körperlich-materiellem Umfeld zuständig sind, besprochen. Drei weitere Sinne befassen sich auch mit der körperlichen Ebene, bei denen es sich aber um den Körper selbst handelt, den Lebenssinn, den Bewegungssinn und den Gleichgewichtssinn. Sie stellen die Kommunikation mit dem eigenen Körper her. Wir beginnen mit dem Lebenssinn, aber Achtung: hierbei geht es nicht um den Sinn des Lebens …! … das ist ein anderes Thema … später!
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Lieber Peter,
Geruchssinn, das 1. was ich dachte war, es gibt Menschen die kann ich nicht riechen. Ist es so weil sie unangenehmen riechen oder haben sie etwas an sich was für mich unangenehm ist?
Ein Hund macht einen großen Bogen, oder zieht den Schwanz ein oder wird aggressiv wenn er etwas unangenehmens riecht.
Wenn ich etwas zu Essen bekomme, führe ich meistens den Löffel erst zur Nase um zu riechen und erst dann esse ich. Wenn es etwas Unbekanntes ist, esse ich es auch wenn es erstmal nicht gut riecht. Ist es etwas was ich eh nicht so mag dann bestätigt der Geruch dass ich es noch immer nicht mag.
Rieche ich Zimt, denke ich an Weinachten. Rieche ich Kakao, denke ich an meine Oma. Gerüche verbinden uns mit Erinnerungen…ist das so? kann das sein?
Ich bin früher geritten und noch heute wenn ich an einem Pferdestall vorbei komme, dann erinnere ich mich an die vielen Stunden auf dem Pferderücken und ich träume davon.
Ist daraus zu folgern dass Menschen die ich nicht riechen kann mir auch nichts gutes tun? oder ist es so, dass ich selbst dadurch verhindere, dass sie mir gutes tun können?
Ist Geruch letztlich manchmal Balsam für die Seele und manchmal auch ein Warnsignal?? Somit sind wir bei deinen Gedanken – ist Geruch und Riechen mit dem physischen oder psychischen dasein zu verbinden.
Liebe Grüße mit dem Geruch des Frühlings in der Nase
Andrea
Liebe Andrea,
ja, da hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen. Der physische Geruch geht Hand in Hand mit den psychischen Hintergründen. Dr. Diamond sagte: „Der Körper lügt nicht“. Leider ist es oft so, dass wir den Körper gar nicht „hören“, wenn er zu uns spricht. Auch wenn wir nicht alles bewusst riechen, so nehmen wir es doch wahr und verhalten uns entsprechend. Diese Informationen wandern dann in unseren unbewussten Erinnerungspeicher und tauchen zum entsprechenden Zeitpunkt auf, wenn eine Resonanz dazu besteht. So nehmen wir die Pheromone auch nicht bewusst wahr und reagieren doch darauf. Ebenso gibt es Gerüche, die wir nicht bewusst wahrnehmen und wir dennoch darauf ragieren. Hunde haben da ein feineres Gespür (Geruch).
Generell können wir uns nicht an Gerüche erinnern. Wenn Du also sagen sollst, wie Kakao riecht, wird es wohl schwierg, das zu beschreiben. Alle Gerüche speichern wir aber unter der Situation ab, in der wir sie kennengerlernt haben. Bei Zimt z.B. denke ich an Apfelpfannkuchen mit Zimt und Zucker. Auf einem meiner Seminare hat ein Arzt für sich einen Schlüsselsatz mitgenommen: „Das ist wie wenn…“. So ist es auch mit Deiner Oma und mit meinem Apfelpfannkuchen.
Unsere Sinne geben uns viel mehr Informationen, als uns bewusst ist. Oft bekommen wir Hinweise von unserer inneren Stimme, was für uns gut oder nicht so gut ist, manche nennen es auch Bauchgefühl. Nur wer hört schon bei der inneren Stimme so genau hin? Bei vielen Menschen ist der Verstand der dominierende Teil. Was unser Unbewusstsein für beachtliche Leistungen erbringt, ist ein Thema des Mai-Blogs auf unserer Humaneutik-Seite (www.humaneutik.de).
Liebe Grüße
Peter
PS. Den Geruch von Frühling hatte ich vor ein paar Wochen schon einmal kurz in der Nase, jetzt kommt er aber wieder.